Ewald Affeldt

Ein Jahr! Unglaublich! Vor einem Jahr am 13.3. um 13 Uhr haben wir Dich zu Grabe getragen. Wie ein schrecklicher Albtraum scheint mir der Abschied heute. Plötzlich war ich niemands Kind mehr. Bei Mutters Beisetzung warst Du noch bei mir. Gebrochenen, fast hättest Du es nicht zur Trauerfeier geschafft, aber Du warst da. Wir haben gemeinsam in der Trauerhalle gesessen, gemeinsam das Kaffeetrinken danach durchgestanden. Ja, da waren die Rollen schon vertauscht. Aber Du warst bei mir. Am 13.3.23 war ich dann allein. Nach zehn Monaten wieder der lange Weg von der Trauerhalle zum Familiengrab, jetzt mit Deiner Urne im Arm. 

Papa! Ich würde Dir so unendlich gern wieder in Deine lieben Augen schauen, mit Dir ein Bier trinken! Wie gern würde ich die Zeit zurückdrehen! Mit dem Wissen von heute würde ich jede Sekunde doppelt genießen! Und doch sehen wir uns erst wieder, wenn auch mein Weg hier beendet ist. Papa! Ich vermisse Dich und Mutter so schrecklich!

Oh geliebter Vater!

Heute vor einem Jahr bist Du über die Regenbogenbrücke zu Mutter gegangen. Ich sehe Dich noch vor mir. Wo war da der starke Mann, der mich auf seinen Schultern trug? Ganz tief in uns beiden war er noch da. Du trugst mich ins Leben, als Du ganz leise gingst. Wie dankbar bin ich für die letzten Monate mit Dir, wie dankbar, dass ich Deine tiefe Liebe mir gegenüber noch erkennen durfte! Und wie beschämt darüber, wie sehr ich Dir in jungen Jahren Unrecht, wie weh ich Dir oft getan habe! Und wieder bin ich unendlich dankbar, dafür wie selbstverständlich und warmherzig Du mir vergeben hast, wie wenig Du von meiner Entschuldigung wissen wolltest. Im Gegenteil, Du hast mir gedankt für unsere Zeit. Du warst tatsächlich der größte, ehrlichste, grossherzigste und liebevollste Mensch, der je in meinem Leben war! 

Und heute lebe ich schon 1 Jahr ohne Dich - und weiß doch Du bist mir zusammen mit Mutter in allem näher als im Leben. Du wurdest von Deinen Eltern, Deiner Frau, meiner Mutter, und dem Allmächtigen abgeholt, als Du gehen musstest. So werdet ihr in einigen Jahren auch mich abholen. 

Papa, ich liebe und vermisse Dich!

Liebster Vater,

Heute ist es soweit: Ich ziehe in unser neues Haus in Dänemark. Wie sehr hättest Du Dich gefreut! Du hättest Dich sofort im Anbau einquartiert. Und das hätte mich gefreut. Nächste Woche bist Du schon 1 Jahr tot. Und doch fühle ich Deine und Mutters Nähe mehr denn je. Du hattest Dir für mich so sehr ein Traumhaus gewünscht. Einige haben wir uns noch gemeinsam angesehen. Am Ende hattest Du nicht mehr die Kraft. Das tat weh. Aber ihr, Du und Mutter, ihr zieht mit um! Euer Bild steht schon im Wohnzimmer am Kamin gegenüber dem Wintergarten. Selbst Mutter hat gelächelt, als ich euch das Haus gezeigt habe! 

Velkommen til Denmark!

Oh Vater! 

Gestern wärt ihr 66 Jahre verheiratet gewesen! 

Ich hoffe, ihr habt schön gefeiert! 

Ach liebster Vater,

Genau 11 Monate... Ich vermisse Dich so!