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Kai Sender
Sozialarbeiter
Bremen
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Im Gespräch mit Urnenheimat

Veröffentlicht am
Urnenheimat
© Urne aus Eichenholz von Urnenheimat / Urnenheimat.de

Nicht nur die Bestattungsarten, auch Särge und Urnen werden immer individueller. Diesen Trend hat Katja Johannisson erkannt und verkauft seit einiger Zeit ganz besondere Urnen.

Trauer.de: Sie verkaufen Urnen, die ein bisschen vom Standard-Repertoire der Bestatter abweichen. Wie sind Sie darauf gekommen?

Ich finde es wichtig, meinen Kunden einfach etwas mehr zu bieten als die oftmals angebotenen Kupferurnen, und die Möglichkeit zu geben, das letzte „Haus“ individuell und persönlich zu gestalten.

Trauer.de: Die Urnen in Ihrem Sortiment werden ja aus ganz verschiedenen Materialien gefertigt. Gibt es bestimmte Materialien, die besonders beliebt sind? Falls ja, welche sind das?

Filz- und Papierurnen sind stark im Kommen, aber es gibt auch viele Menschen, die weiterhin eine „handfeste“ Keramik- oder Holzurne bevorzugen.

Trauer.de: Gibt es eigentlich Vorschriften darüber, aus welchem Material eine Urne sein muss?

Für eine Naturbestattung müssen die Urne und auch die Accessoires biologisch abbaubar sein, ansonsten gibt es keine Vorschriften über das Material.

Trauer.de: Welche Urnen aus Ihrem Sortiment sind besonders beliebt?

Das kann ich gar nicht spezifisch sagen, ich denke, es gibt zu jeder Art von Urne die passenden Menschen. Sehr besonders sind die Straußeneier für Tot- oder Frühgeburten, ein schweres Thema, aber die Eier bieten die Möglichkeit für einen würdevollen Abschied des verlorenen Kindes.

Trauer.de: Sie stehen in Kontakt zu den Künstlern bzw. Herstellern der Urnen?

Ja, aber in unterschiedlicher Intensität. Mit manchen Künstlern gibt es reinen E-Mail-Kontakt beim Verkauf einer Urne, mit anderen habe ich auch regelmäßigen persönlichen Telefonkontakt.

Trauer.de: Können Kunden auch eine ganz individuelle Urne über Sie in Auftrag geben? Falls ja, wie viel teurer ist so ein Einzelstück als eine „normale“ Urne?

Die meisten Künstler fertigen Beispielurnen, die dann im Shop zu sehen sind. Die Umsetzung, eigene Andenken, Schmuckstücke oder Fotos eingearbeitet zu bekommen, kostet in der Regel keinen Aufpreis. Eine Kundin wollte z.B. anstelle eines abgebildeten Schmetterlings lieber eigens gesammelte Muscheln künstlerisch gestaltet haben. Die Urne wurde dann in den gleichen Farben gefertigt und anstelle des Schmetterlings mit Muscheln verziert.

Trauer.de: Wenn eine Urne ganz individuell angefertigt wurde, kam es auch schon einmal vor, dass Angehörige einen besonders skurrilen oder lustigen Wunsch hatten? Und, wie sind Sie damit umgegangen?

Besondere Wünsche umzusetzen ist kein Problem, der bislang skurrilste Wunsch war die Einarbeitung von alten geliebten Ballettschuhen. Das Problem dabei war die Dicke der Schuhe, so wurden sie einfach der Länge nach halbiert und nur die Oberseiten auf die Urne gesetzt und mit Tüll verziert. Das sah dann wirklich ganz besonders aus.

Trauer.de: Wo würden Sie bei der Gestaltung einer individuellen Urne die Grenzen setzen? Oder gilt: Was gefällt, ist erlaubt?

Solange die Gestaltung im normalen ästhetischen Rahmen bleibt, ist erlaubt, was gefällt.

Trauer.de: Gibt es eine große Nachfrage nach den Urnen? Oder ist es eher ein kleiner Kundenkreis, der sich für Ihre Produkte interessiert?

Im Moment ist es vielleicht noch ein Nischenprodukt, ich denke aber, dass der Trend, seine Bestattung selber mit zu gestalten, zunehmen wird. Vorsorgen heißt, selber entscheiden.

Trauer.de: Welche Art Kunden haben Sie? Können Sie – abgesehen von der Trauer – Gemeinsamkeiten bei Ihren Kunden feststellen? Spielt vielleicht das Alter der Kunden oder der Verstorbenen eine Rolle, oder ist das völlig bunt gemischt?

Es ist bunt gemischt, ob alt oder jung. Feststellen konnte ich, dass ältere Menschen, die ländlich leben, eher den traditionellen Weg über den Bestatter wählen, genau so wie Menschen aus katholischen Regionen, während Stadtmenschen, die vielleicht einfach mehr Zugang zu den verschiedenen Möglichkeiten einer Bestattung haben, auch eine andere Wahl treffen, z.B. sich schon zu Lebzeiten einen Baum aussuchen.

Trauer.de: Wie können Kunden Kontakt zu Ihnen aufnehmen?

Natürlich können mich die Kunden jederzeit per Mail und Telefon, aber auch per Post erreichen.

Trauer.de: Wenn Angehörige nun eine Urne in Ihrem Repertoire gefunden haben, die sie gern kaufen möchten - wie gehen sie dann am besten vor? Sollen sie sich direkt mit Ihnen oder mit dem Bestatter in Verbindung setzen?

Sie können sie direkt über den Online-Shop oder telefonisch bestellen. Außerdem können sie natürlich ihrem Bestatter mitteilen, dass sie sich eine Urne bei der Urnenheimat ausgesucht haben und der Bestatter bestellt dann für den Kunden. Erfahrungsgemäß wird für den Erstkontakt das Telefon gewählt, um sich, z.B. bei einem akuten Todesfall, die Lieferzeit bestätigen zu lassen, wenn die Urne an einem bestimmten Tag benötigt wird. Oder Möglichkeiten einer persönlichen Gestaltung werden besprochen.

Trauer.de: Wie lange dauert die Lieferung einer Urne?

Die Lieferzeiten sind ca. 2-14 Tage. Wenn eine Keramikurne z.B. nicht auf Lager ist und komplett neu hergestellt werden muss, dauert es natürlich durch die Brenn- und Trockenzeiten von allen Materialien am längsten. Papierurnen können auch bei Mitwirkung der Gestaltung vom Kunden innerhalb von einer Woche geliefert werden. Bei einer Urnenbeisetzung hat man ja mehr Zeit als bei einer Erdbestattung, daher sind auch ausgefallene Wünsche, bei denen vielleicht noch Accessoires gesucht und versendet werden müssen, möglich.

Trauer.de: Wenn Sie unseren Lesern in nur einem Satz erklären müssten, was Sie an Ihrer Arbeit reizt, welcher wäre das?

An der Urnenheimat reizt mich besonders der Kontakt mit den Menschen, am Telefon oder auch auf Messen, das Suchen und Finden von neuen tollen Urnenkünstlern und der kreative Austausch mit Kollegen, die genau wie ich den Wunsch haben, Menschen ein kleines bisschen Persönlichkeit mit auf den letzten Weg zu geben.